Eine repräsentative Auswahl realisierter Projekte.
Quelle: artenschutz.ch
Der wahre, nicht wiederherstellbare Reichtum unserer Welt ist die Biodiversität. Die traditionelle Kultivierung der Landschaft durch den Menschen hat diesen Reichtum über Jahrhunderte mitgeprägt und ist fester Bestandteil seiner. Die uns bekannte ökologische Vielfalt ist somit nicht ohne den Eingriff des Menschens vorstellbar.
Wildlebende Tiere sind durch ihre unterschiedlichen Arten der Mobilität (Dislokationen) und ihre oft komplexen Lebensraumansprüche der am stärksten spezialisierte und anspruchsvollste Teil der Ökosysteme. Stenöke* Tierarten sind daher die idealen Indikatoren für Lebensraumqualität und -veränderungen und stehen als Zielarten, stellvertretend für die gesamte Biodiversität, im Zentrum meiner Arbeit. Da sie besonders sensibel auf Veränderungen der Umwelt reagieren, ermöglichen sie Aussagen über die besonderen Qualitäten einer Landschaft oder den Erfolg ökologischer Projekte. Somit lassen sich durch stenöke Tierarten ökologische Ziele und Massnahmen nachvollziehbar herleiten, begründen und kommunizieren.
Das Landschafts- und Naturverständnis welches meiner Arbeit zugrunde liegt, basiert im Wesentlichen auf folgenden drei Theorien und Modellen:
Mac Arthur und Wilson 1967 haben mit ihrer, auf der Analyse der Inseln vor der kalifornischen Küste und der dort vorkommenden Vogel- und Pflanzenarten aufbauenden Inseltheorie (The Theory of Iland Biogeography), unser heutiges Naturverständnis stark geprägt. Das Modell zeigt auf, dass, je kleiner eine Insel und je weiter sie vom Festland entfernt, umso geringer die Artenzahl der dort vorkommenden Vogel- und Pflanzenarten ist. In unserer intensiv genutzten Landschaft sind naturnahe, extensiv genutzte Gebiete, welche für die stenöken Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum in Frage kommen ebenfalls inselartig verteilt. Die lebensfeindlichen Kulturflächen sind für viele Arten ähnlich starke Barrieren wie das Meer für Inselbewohner. Daher müssen naturnahe Lebensräume möglichst grossflächig und die Distanzen zwischen den Inseln möglichst gering sein.
Reich M. Grimm V. und Halle St. haben 1996 das Konzept der Metapopulation erarbeitet. Diese besagt, dass lokale, räumlich getrennte Subpopulationen derselben Art nur im Verbund als Metapopulation überlebensfähig sind. Dabei sterben immer wieder einzelne Subpopulationen aus (z.B. wegen extremer Trockenheit oder infolge Überschwemmungen) und ihre Gebiete werden durch andere Subpopulationen wieder neu besiedelt. Diese Wiederbesiedlung kann nur dann stattfinden, wenn die einzelnen Habitatinseln aufgrund unterschiedlicher Lage und Standortfaktoren von Umwelteinflüssen nicht gleichermassen betroffen sind, die Entfernung zwischen den einzelnen Habitatinseln gering ist und die Trennwirkung des Umlandes, das von den dispergierenden Tieren durchstreift werden muss, nicht zu stark ist.
Der traditionelle Biotop- und Artenschutz bemüht sich, besonders günstige Entwicklungsstadien der Landschaft oder Biotope durch Lenkung in der Pflege zu stabilisieren. Im Naturgeschehen gibt es aber keine starren Zustände und keine Stabilität. Alle Erscheinungen unterliegen unaufhörlichen Prozessen. So folgen einem Kahlschlag in einem Wald eine Pionier-, eine Verjüngungs-, eine Schluss- und eine Zerfallsphase.
Die Mosaik-Zyklus-Theorie beschreibt diese Vorgänge des sukzessiven Wechsels als Zyklus, der nach einer bestimmten Phasensequenz wieder zur Ausgangssituation zurückkehrt, wobei auf benachbarten Flächen adäquate Zyklen ablaufen, phasenverschoben und asynchron. Die Lebensdauer einzelner Sukzessionsstadien ist begrenzt. Daher darf sich die Flächensicherung nicht auf momentan schutzbedürftige Biotope beschränken.
Viele stenöke Wald-Tierarten sind nicht auf einen pflanzensoziologischen Standort, sondern auf eine zeitlich begrenzte Phase der Waldentwicklung (z.B. Pionierwald) angewiesen. Diese Phasen laufen, wenn auch unterschiedlich schnell, auf allen Waldstandorten ab - und zwar unabhängig von der jeweiligen pflanzensoziologischen Einheit. Solche Arten können mit reinem Flächenschutz kaum gefördert werden, vielmehr braucht dazu dynamische Konzepte, welche auf wechselnden Teilflächen bestimmte Entwicklungsphasen und dynamische Prozesse zulassen und fördern.
* stenök = an bestimmte Umweltverhältnisse gebunden und hinsichtlich der ökologischen Ansprüche spezialisiert
Landschaftsarchitekt & Tierökologe
Da ich während der Sommermonate häufig Feldarbeit leiste, kann die Beantwortung Ihrer Anfrage etwas dauern. Für Ihre Geduld bedanke ich mich.
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